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Trainingsecke

Berichte, Analysen, Sonstiges. Von Mitgliedern des Roten Turms.

Bericht vom Biergarten Open 2014

07.08.2014

Einige haben mich ja sicher in den letzten Wochen schon kennengelernt, aber für alle anderen zunächst einmal ein paar Worte zu mir: Mein Name ist Simon Ritzka, ich bin 27, mache zur Zeit eine Buchhändlerausbildung und bin Anfang Juli in den Verein eingetreten. In den letzten Jahren habe ich mich aus verschiedenen Gründen nicht allzuviel mit Schach beschäftigt, aber das soll sich in nächster Zeit auf jeden Fall ändern und ich habe schon jetzt das Gefühl, dass ich damit hier bei Roter Turm an der richtigen Adresse bin.

Am Sonntag den 20.07. fand ja das von Zugzwang und Roter Turm gemeinsam veranstaltete Biergarten-Open statt und das war eine gute Gelegenheit, mal wieder ein bisschen Spielpraxis zu sammeln, also beschloss ich zusammen mit Julia (Riedelsheimer) und Paul (Preßler) teilzunehmen. Außerdem waren vom SC Roter Turm noch Helmut Lederer und Peter Schmitzer dabei. Es wurde Schnellschach gespielt (15 Minuten für die ganze Partie). Das Wetter war zumindest morgens hervorragend und auch der Biergarten selbst ließ nichts zu wünschen übrig. Eine schöne Außenanlage schuf einen angenehmen Rahmen für das Turnier.

 Da Paul und ich gerade so die beiden letzten Plätze der oberen Hälfte der Teilnehmerrangliste belegten bekamen wir beide Gegner ohne DWZ. Ich persönlich finde das immer schwierig, weil man seinen Gegner dann so gar nicht einschätzen kann. In diesem Fall zog Paul allerdings das schwerere Los, nach der Partie erfuhren wir nämlich, dass sein Gegner in Frankreich eine Zahl von ca. 1960 hat.

 

Runde 1: Simon Ritzka (1819) - Hans Klott (keine DWZ) 1-0

 Mein Gegner beantwortete 1 e4 mit Caro-Kann wogegen ich in Blitz- und Schnellpartien grundsätzlich die Abtauschvariante spiele. Damit wird man zwar keinem Gegner unlösbare Probleme bereiten, aber man wird normalerweise einen kleinen Vorteil bewahren, kann relativ risikolos auf Gewinn spielen und braucht dafür so gut wie keine Theorie. Meist ergibt sich ungefähr folgende Stellung mit einer Variante des Karlsbader Bauernaufbaus:

Manchmal bleiben auch noch die Damen und/oder ein zweites Leichtfigurenpaar auf dem Brett , und meistens steht der weiße g-Bauer noch auf g2, aber in jedem Fall hat schwarz den Minoritätsangriff mit b7-b5-b4 eventuell unterstützt von a5 als einzigen echten Plan. e6-e5 ist zwar grundsätzlich auch eine Möglichkeit, hinterlässt aber den d-Bauern als Schwäche und nimmt dem Minoritätsangriff das Ziel. Gegen den Minoritätsangriff verteidigt man sich, indem man b5 mit b4 beantwortet und dann den Springer über b3 nach c5 überführt. Bleibt er dort stehen hat man einen Aktivposten im gegnerischen Lager, wird er abgetauscht schlägt man mit dem b-Bauern wieder, hat einen gedeckten Freibauern und mit a4 einen unangenehmen Durchbruch. Mit aktivem Spiel auf der sich öffnenden a-Linie und/oder am Königsflügel kann der Verteidiger die Stellung normalerweise trotzdem halten (eine Idee ist beispielsweise e6-e5, was an dieser Stelle jetzt doch erstrebenswert ist, da es die Verteidigung des Freibauern unterminiert), darf sich aber schon keine großen Ungenauigkeiten mehr erlauben und hat quasi keine eigenen Gewinnchancen. In der Partie tauscht mein Gegner auf c5 und verteidigt dann passiv, lässt mich zum Durchbruch mit a4 kommen und verliert danach seinen b-Bauern. Einen Turmtausch und einiges Manövrieren später kann ich den Mehrbauern verwerten.

 

Runde 2: Lars Tebelmann (1998) – Simon Ritzka (1819) 0-1

 

Runde 3: Simon Ritzka (1819) - Reinhard Blodig (2030) ½-½

An die Eröffnung erinnere ich mich leider gar nicht mehr, aber nach vielen getauschten Figuren gerate ich in ein etwas passives Endspiel. Dieses kann ich aber gut genug verteidigen und es kommt zu folgender Stellung:

 

Schwarz hat keine Möglichkeit mehr, die Stellung zu verstärken, da beide Figuren an den Bauern auf e4 gebunden sind. Er versucht dann noch, meine Zeitnot auszunutzen, indem er  mit 1 … Sb5, 2 Lxe4 Sd4 nebst 3 … Sxb3 fortsetzt, aber nach g5 bleibt nur ein schwarzer Bauer auf dem Brett (nach … h5? Lf3 startet plötzlich weiß Gewinnversuche, auch wenn die Stellung wohl immer noch Remis ist), und bei einer verbleibenden Zeit von jeweils weniger als  30 Sekunden akzeptiert mein Gegner dann auch die unvermeidliche Punkteteilung.

 

Runde 4: FM Christoph Eichler (2304) – Simon Ritzka (1819) 1-0

Meine allererste Partie gegen einen Titelträger und dementsprechend viel Respekt hatte ich auch. In einem verhältnismäßig ruhigen Damenbauernspiel bekommt mein Gegner das Feld e5 für seinen Springer. Diesen tausche ich ungünstig ab und gerate mit meinem Springer in eine Fesselung durch alle 3 Schwerfiguren auf der d-Linie. Diese verurteilt alle meine verbleibenden Figuren zu kompletter Passivität und mein Gegner beherrscht das gesamte Brett. Ich habe die Wahl, mich langsam zusammenschieben zu lassen, oder mit Pauken und Trompeten unterzugehen. Ich versuche letzteres, mein Entfesselungsversuch ermöglicht es ihm aber, in meine Königsstellung einzudringen und ich verliere Material und auch die Partie.

 

Runde 5: Simon Ritzka (1819) - Ulrich Schrauder (1908) 1-0

 

 

Runde 6: weiß, Hans-Peter Urankar (DWZ 2153) 0-1

 
 

Runde 7: schwarz, Wilhelm Killinger (DWZ 1997) ½-½

 Im abgelehnten Damengambit tauscht mein Gegner im dritten Zug auf d5. Danach passiert zunächst nicht allzuviel, wir tauschen die meisten Figuren ab und es ergibt sich folgende Stellung:

 

 

Wem diese Struktur bekannt vorkommt, der möge nochmal zu Runde 1 zurückschauen und wird feststellen, dass sich erneut der Karlsbader Bauernaufbau (mit vertauschten Farben) ergab. Die Partie geht auch so ähnlich weiter wie in Runde 1: Mein Gegner versucht den Minoritätsangriff, wird von b7-b5 und Sd7-b6-c4 gestoppt, tauscht den Springer und ich kann mittels a5 seinen Damenflügel aufbrechen und den b-Bauern gewinnen. Diesmal verteidigt sich mein Gegner allerdings mit aktivem Turm- und Bauern-Spiel, in Zeitnot finde ich keinen Gewinn (eventuell gab es auch einfach keinen) und wickle deshalb in ein komplett ausgeglichenes Endspiel mit jeweils Turm + Bauer ab, um die Verlustgefahr zu bannen. Daraufhin wird der Punkt geteilt.

 

Runde 8: Peter Schmitzer (1933) – Simon Ritzka (1819) 0-1

In Runde 8 bin ich schwarz und nach einigen Zügen in einer slawisch-artigen Partie versucht mein Gegner am Königsflügel anzugreifen, hat aber noch keine echten Drohungen. Es kommt zu folgender Stellung:

 

Mein Gegner setzt mit 1 g4 fort (es drohte unangenehm Le8-h5). 1 … h5 Die beste Fortsetzung ist hier wohl g5 mit Aufrechterhaltung des Angriffs, aber mein Gegner verteidigt reflexhaft den Bauern mit 2 h3?? und läuft direkt in das Familienschach 2 … Sg3+. Eindeutig eine Ermüdungserscheinung begünstigt von der stickigen Luft, da wir nach Runde 6 aufgrund einsetzenden Regens in die Innenräume wechseln mussten.

 

Runde 9: Simon Ritzka (1819) - Martin Stielfried ( 2114) ½-½

Zielsicher wird mir natürlich in der letzten Runde auch noch die Nummer 3 der Setzliste zugelost. Wir eröffnen mit 1 e4 c6 2 d4 d6 und ich weiß schon nicht mehr so recht, was ich tun soll. Ich gehe davon aus, dass er mit diesem Aufbau wohl irgendwann e7-e5 spielen will und entschließe mich dafür, mit einem Fianchetto des Damenläufers Druck auf e5 aufzubauen. Nach e7-e5, Damentausch und f7-f6 beißt dieser Läufer allerdings auf Granit und auch meine anderen Figuren stehen etwas passiv. Ich schaffe es in der Folge allerdings gerade noch rechtzeitig, alles zu entwirren und verbleibe zwar mit Läufer und Springer gegen das Läuferpaar, habe aber keinem anderen Nachteil. Mein Springer findet ein gedecktes Feld, von dem er nicht vertrieben werden kann und als die Bauern zunehmend festgelegt werden muss mein Gegner einen Läufer gegen den Springer tauschen und das entstehende Läuferendspiel ist komplett Remis.

 

Damit habe ich 5,5 Punkte und dank meiner sehr guten Buchholz lande ich gerade so außerhalb der Preisränge auf Platz 5. Paul hat ebenfalls 5,5/9 und wird 10ter und auch Julia hat mit dem 23sten Platz  von 38 Teilnehmer und 4/9 deutlich über ihrer Erwartung performt. Helmut wurde mit 4,5/9 22ster und Peter Schmitzer schaffte es mit 5/9 auf Platz 14. Zusammenfassend bleibt nur noch zu sagen, dass das Biergarten-Open ein schönes Turnier und auch sehr gut organisiert war. Wenn möglich bin ich auch beim nächsten Mal auf jeden Fall wieder dabei.

-          Simon

 

 
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